
Unheard Avant-gardes (in Skandinavien)
Der Ausstellungsbereich Unheard Avant-gardes (in Scandinavia) präsentiert das gleichnamige Forschungsprojekt, welches für die Archive verloren geglaubte skandinavische Medienkunst retten und in den aktuellen Diskurs zurückführen will. Das Projekt Unheard Avant-gardes ist aber mehr als „nur“ ein Archivprojekt, denn neben seiner Funktion als historisches Archiv werden die Grundprinzipien und der Stellenwert der „Medienkunst“ der experimentellen Avantgarden geprüft. So gesehen kann das Projekt als Versuch verstanden werden, (die akademischen Ideen über) die Beziehungen zwischen Technologie, Medien und Kunst neu zu ordnen und eine Theorie dieser Neuordnung zu formulieren. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse werden in der Ausstellung auf verschiedenen Plattformen präsentiert.
Unheard Avant-gardes (in Scandinavia) besteht aus 3 + 1 Plattformen. Jede Plattform verkörpert einen wichtigen „Knotenpunkt“ der experimentellen Szene Skandinaviens, an dem Technologien, Medien und Kunstpositionen zu neuer Klangkunst gemixt und geremixt werden. Die einzelnen Plattformen werden von eingeladenen Künstlern als eigenständige Werke oder als neue künstlerische „Räume“ entworfen, um so den ungehörten Avantgarden wieder eine Stimme in der Geschichte zu verleihen.
Schwerpunkt der 1. Plattform ist das Elektronmusikstudion (EMS) in Stockholm (SE). Die 1964 mit dem Namen Electroacoustic Music in Sweden gegründete Institution dient als Zentrum für elektronische Musik und Klangkunst in Schweden.
Die 2. Plattform steht im Zeichen der eigenwilligen elektronischen Ästhetik des finnischen Pioniers der elektronischen Musik Errki Kurenniemi und seines Musikstudios. Kurenniemi richtete 1962 im Institut für Musikwissenschaften der Universität Helsinki (FI) ein elektronisches Studio ein, um dort ein automatisiertes Kompositionssystem zu entwickeln. In den 1960er-Jahren baute Kurenniemi eigene Synthesizer und in den 1970er-Jahren folgten die selbsterfundenen Musikinstrumente der DIMI-Serie.
Die 3. und größte Plattform beleuchtet das interdisziplinäre Event POEX65, das im Dezember 1965 in Kopenhagen (DK) stattfand. Zur Plattform zählen unter anderem das POEX Radar, die POEX Chairs und ein riesiges Archiv der ungehörten Avantgarden.
Die Media Art Platform (MAP) nimmt eine Sonderstellung dieses Ausstellungsbereichs ein. Es basiert auf dem provisorischen Medienkunstarchiv, das Mogens Jacobsen und Morten Søndergaard zwischen 2005 und 2009 für das Museum für Gegenwartskunst in Roskilde (DK) zusammengestellt haben, und verfolgt ähnliche Grundideen und experimentelle Absichten wie das Projekt Unheard Avant-gardes.
Kurator und Projektkoordination: Morten Søndergaard
Künstler und Designer der Plattformen: Mogens Jacobsen, Martin Luckmann, Christian Leifelt, Hans Sydow, Ane Mette Ruge, HC Gilje, Christina Ann Sydow
Kuratorische Assistenz: Anna Holm, Karen Mette Fog Pedersen, Emil Alenius Boserup
Produktionskoordination: Sebastian Frese Bülow (AAU cph), Henrik Juul Jensen (DR)
Programmierung: Martin Luckmann, Alex Usbergo, Brian Groth
Forschungsleiter / Konzept: Morten Søndergaard
Produktion EMS documentation space: Sanne Krogh Groth und Mats Lindström (EMS)
Projektpartner: DR – Danish Broadcast Company, AAU cph – Aalborg University Copenhagen, LARM – sound archive infrastructure in Denmark, ZKM | Karlsruhe
EMS (Elektronmusikstudion, Stockholm)
Hans Sydow
geb. 1968, lebt in Odder (DK)
Christina Ann Sydow
geb. 1967, lebt in Odder (DK)
Hansons Head. An audiovisual remix of Sten Hanson
2012
Audiovisuelle Installation
3 große PVC-Banner, 1 Verstärker, 8 Lautsprecher, Lautsprecherkabel, 1 8-Kanal-Zuspieler
Hansons Head wird gesponsert von AV-huset (Denmark) und RESONANCE.DK
Dank an Sten Hanson, EMS (Stockholm), Mats Lindström, Sanne Krogh Groth, Leif Elggren
EMS (Elektronmusikstudion) documentation space
Produziert von Sanne Krogh Groth und Mats Lindström / EMS
2012
Finnish Electronic Music Studio & Errki Kurenniemi
Christian Hvalsøe Leifelt
geb. 1970 in Kopenhagen (DK), lebt in Kopenhagen
Erkki Kurenniemi
geb. 1941 in Hämeenlinna (FI)
Erkki vi Erkki
2012
Interaktive Klanginstallation
POEX65
POEX En_acts:
Christian Yde Frostholm (CYF) über Åke Hodell
geb. 1963 in Kopenhagen (DK)
I Gevär (Present Arms)
1965 / 2007
Animiertes Lautgedicht, nach einem Lautgedicht von Åke Hodell (1923–2000)
hier sind zwei Zeilen weggefallen
Eric Andersen
geb. 1943 in Antwerpen (BE), lebt in Kopenhagen (DK)
OPUS 65
2012 (1965)
Digitalisierter originaler 16-mm-Film und Klanginstallation
HC Gilje über Else Marie Pade
geb. 1969, lebt in Oslo (NO)
7 cirkler
1958/2012
Lichtinstallation und Klangkomposition
Ringe aus Metall, LEDs, Mikrocontroller, Computer, Lautsprecher
Ane Mette Ruge über Jørgen Plaetner
geb. 1955, lebt in Kopenhagen (DK)
PLAeTnER
2012
Klanginstallation basierend auf einem Live-Mitschnitt vom POEX65-Event
Projektion auf alte Parabolantenne, Mono- und Stereo-Audio
Original Komposition: Jørgen Plaetner, 1965
Tontechniker: Emil Alenius Boserup
Mogens Jacobsen
geb. 1952 in Rom (IT), lebt in Kopenhagen (DK) und Istanbul (TR)
Morten Søndergaard
geb. 1966 in Kopenhagen (DK), lebt in Kopenhagen (DK)
Look down! (Kig ned!)
2012 (1965)
Interaktive Klanginstallation basierend auf einer nicht mehr existierenden Klanginstallation von Hans Sandmand und Knud Hvidberg (1927–1986) aus dem Jahr 1965
Reifen, Spiegel, Sensor, Licht, Computer, MP3-Player, aufgenommene Stimme
POEX Re_acts:
Mogens Jacobsen
geb. 1952 in Rom (IT), lebt in Kopenhagen (DK) und Istanbul (TR)
Morten Søndergaard
geb. 1966 in Kopenhagen (DK), lebt in Kopenhagen (DK)
Martin Luckmann
geb. 1982 in Aabenraa (DK), lebt in Kopenhagen (DK)
POEX Chairs – The debate
2012
Interaktives Sprachinterface
Modifizierte Stühle, Sensoren, Computer, MP3-Player, aufgenommene Stimme
Inhalt und Recherche: Morten Søndergaard
Konzeption: Mogens Jacobsen, Martin Luckmann, Morten Søndergaard
Mix: Emil Alenius Boserup
Sound Produktion: Emil Alenius AEOEAA
Martin Luckmann
geb. 1982 in Aabenraa (DK), lebt in Kopenhagen (DK)
mit Mogens Jacobsen und Morten Søndergaard
POEX Tape
2012
Interaktives Soundarchiv-Interface
Infrarot-LEDs, Wii-Controller, Projektoren, Datenbank, Arduino Plattform, Plexiglas, openFrameworks
Inhalt und Recherche: Morten Søndergaard
Konzeption: Martin Luckmann, Morten Søndergaard
Das Bandmaterial der Installation stammt aus Privatarchiven sowie aus Schachteln, die von inzwischen verstorbenen Teilnehmern beim POEX65-Event zurückgelassen wurden.
Mogens Jacobsen
geb. 1952 in Rom (IT), lebt in Kopenhagen (DK) und Istanbul (TR)
Morten Søndergaard
geb. 1966 in Kopenhagen (DK), lebt in Kopenhagen (DK)
POEX Radar (homage to Hans Sandmand & Knud Hvidberg
2012
Interaktive Klanginstallation basierend auf einer nicht mehr existierenden Klanginstallation von Hans Sandmand und Knud Hvidberg (1927–1986) aus dem Jahr 1965
Modifiziertes Radar, Motor, Sensor, Computer, MP3-Player, aufgenommene Stimme, digitalisierte Fotos
Inhalt, Ton und Recherche: Morten Søndergaard
Konzeption: Mogens Jacobsen, Martin Luckmann, Morten Søndergaard
MAP – Media Art platform
Mogens Jacobsen
geb. 1959 in Rom (IT), lebt in Kopenhagen (DK) und Istanbul (TR)
Hørbar / Hörbar
2007
Interaktive Klanginstallation
260 Glasflaschen, Holz, Regale, Tisch, Stühle, Acrylglas, Autolack, Funketiketten (RFID-Tags) und Lesegeräte, 2 Workstations, 2 Flachbildschirme, Licht, Elektronik, Audiodatenbank, Verstärker, Lautsprecher, HP-Server, RFID-Antenne
Leihgeber: Museum of Contemporary Art, Roskilde (DK)
Konzept: Mogens Jacobsen, Morten Søndergaard
Abb.: © ZKM | Karlsruhe, Foto: Steffen Harms