musique concrète – Hörstation
soundscape | radiokunst
radioartemobile | intermedium
electronica | noise
Musik mit aufgenommenen Klängen löst sich vom klanglichen Hier und Jetzt, wie wir es aus der traditionellen Musik mit Stimmen und Instrumenten kennen: In ihr können Hörer akustischen Elementen begegnen, die weit entfernt vom Hörort oder in weit zurückliegenden Zeiten entstanden sind. Höreindrücke aus der ganzen Welt, aus Gegenwart oder Vergangenheit und naturgetreue oder rätselhafte, zum Beispiel technisch bis zur Unkenntlichkeit verfremdete Klänge können in dieser Musik gegenwärtig werden. In der unerschöpflichen akustischen Vielfalt verschwinden auch tradierte Abgrenzungen, z. B. zwischen populärer und anspruchsvoller, zwischen klassischer und moderner, zwischen reiner und angewandter Musik. Die Lautsprechermusik kann in neue Bereiche führen, in denen solche und ähnliche Unterscheidungen fragwürdig oder – im Reiz des rätselhaft Neuen – überflüssig werden.
Aufgenommene Stimmen, Geräusche und Musiken können – vereinzelt oder in vielfältigen Konstellationen und Kombinationen – in Hörstücken und Hörfilmen erscheinen: in unsichtbaren, aus dem Lautsprecher dringenden Tonfolgen, gleichsam in auf das Ohr fokussierten Kontrastmodellen zum Stummfilm, in denen nicht nur bekannte Klänge in neuen Zusammensetzungen vorkommen, sondern auch völlig neuartige, synthetisch im Studio produzierte Sounds. So ergibt sich ein vielfältiges Spektrum akustischer Kunst aus alten und neuen, vertrauten und rätselhaften Lauten der Natur, der technischen Arbeitswelt und der Klangwelt moderner Medien.
Kurator: Rudolf Frisius
Pierre Schaeffer, Pochette surprise, 1952
Pierre Schaeffer, L’aura d’Olga (Ausschnitt), 1962
Pierre Schaeffer, Klanglehre (Ausschnitt), 1967
Hermann Kesser, Straßenmann, 1930
Pierre Henry, Kesquidi, 1954
John Cage, Living room music (Ausschnitt), 1940
Pierre Henry, Variationen für eine Tür und einen Seufzer, 1963
John Cage, Credo in US (Zwei Ausschnitte), 1942
Pierre Schaeffer, Bilude, 1979
Pierre Henry, Die zehnte Sinfonie von Beethoven, 1979
Herbert Brün, Klänge unterwegs, 1964
Pierre Henry, Tagebuch meiner Töne, 1982
Walther Ruttmann, Weekend, 1930
Bernard Parmegiani, Bidule en ré, 1969